Hintergründe zur trialogischen Begegnungsform In diesem Text möchte ich skizzieren,...
weiterlesenEröffnende Skizze einer michaelischen Andachtsfeier im Jahreslauf
Es kamen in mir verstärkt die Fragen auf, wie wir auch in Zukunft, in einer Welt, die zunehmend technischer und artifizieller wird, eine Weise des Zusammenkommens finden und erschaffen können, die in ihrer Wahrhaftigkeit nicht in Konkurrenz mit technischen Simulationen steht; wie wir im gemeinsamen Erleben einen lebendigen Ausdruck unserer Beziehungen schaffen können, der uns hilft, unsere sozialen Bedürfnisse zu erfüllen, sodass es keiner technischen Simulationen in dieser Richtung bedarf.
* Wo können wir die Grenzen einer produktiven Anwendung künstlicher Intelligenz und anderem technischen Konsum verorten?
* Welche Aspekte unseres Lebens bedürfen eines erweiterten Miteinanders, und wie können wir dazu einladen?
* Wie lässt sich die Anthroposophie um zeitgemässe Formen von praktischer und kreativer Gemeinschaftsbildung ergänzen und bereichern?
Ansätze für Antworten in diese Richtung habe ich in der Kunst, bzw. genauer; im Studium der sozialen Plastik nach Joseph Beuys gefunden. Dort geht es u. a. um die Frage nach den spirituellen Aspekten der Kunst, wie sie gestaltend auf unser Miteinander wirken und auf ergreifende Weise zu gemeinsamen Erlebnissen eingeladen werden kann.
Ich denke, dass wir unsere gemeinsamen Gestaltungskräfte in diesen Zusammenhängen gerade im Wiederanschluss mit dem Geistigen erleben werden. Er kann uns Schutz und Kraft für zukünftige Entwicklungen der Welt schenken.
Aus diesen Ansatzpunkten habe ich mich mit der Idee „Sozialer Stimminstrumente“ auseinandergesetzt. D.h. Methoden, mit denen wir unsere zwischenmenschlichen Begegnungen harmonisch aufeinander abstimmen können. Darunter finden sich u. a. die sogenannte „Trialogische Begegnungsform“, aber auch die Vorbereitung zukünftiger Michaelfeiern.
Es handelt sich um Prozesse, die uns helfen können, im sozialen Miteinander mit Wahrheit, Freiheit und Kreativität verbunden zu bleiben. Sie können uns durch einen bewussteren Umgang mit unseren Gemütskräften die Verbindungswege zur geistigen Welt erleichtern.
Aktuell gehe ich der Frage nach, welche Vorgehensweisen bei einer michaelischen Festvorbereitung angemessen sind. Wie ließe sich ein Michaelfest ernsthaft entwickeln, sodass auch den geistigen Hierarchien selbst ein Miterleben ermöglicht wird?
Eine Frage, deren Antwort nur in gemeinsamer, aufrichtiger und gewissenhafter Auseinandersetzung mit den Michaelischen Idealen gefunden werden kann.
Dabei geht es mir nicht alleine um das Herausbilden von Antworten, sondern darum, das Erkenntnislicht im gemeinsamen Bewegen und Pflegen zu einem gemeinsamen Ausdruck zu bringen.
Michael-Kraft
Das ist Michael-Kraft! Vertrauen haben zu den Gedanken des Geistigen […] Du hast diesen oder jenen Impuls aus dem Geistigen. Du gibst dich ihm hin, du machst dich zum Werkzeug seiner Ausführung. Ein erster Misserfolg kommt – macht nichts! Ein zweiter Misserfolg kommt – macht nichts! Und wenn hundert Misserfolge kommen – macht nichts! Denn kein Misserfolg ist jemals ausschlaggebend für die Wahrheit eines geistigen Impulses, dessen Wirkung innerlich durchschaut und ergriffen ist. […] Und wenn es auch erst nach der hundertsten Inkarnation sein wird, dass für diesen Impuls die Kräfte zu seiner Realisierung mir erwachsen – nichts kann mich überzeugen von der Durchschlagskraft oder Nichtdurchschlagskraft eines geistigen Impulses als dessen eigene Natur. […] Und wenn auf diese Weise das Vertrauen zu dem Geistigen eine solche Seelenverfassung begründet, dass man in die Lage kommt, dieses Geistige als so real zu empfinden wie den Boden unter unseren Füßen, von dem wir wissen, dass, wenn er nicht da wäre, wir mit unseren Füßen nicht auftreten könnten, dann haben wir ein Gefühl in unserem Gemüte von dem, was eigentlich Michael von uns will.
Rudolf Steiner, GA 223
Im Folgenden möchte ich einmal ein paar Ideen dieser Bewegung vorstellen, auf dass wir daraus gemeinsam erste Anfänge einer konkreten Umsetzung finden können!
Aufführung der Trialogischen Begegnungsform
Die gemeinsamen Gespräche finden als eine Art „Aufführung“ auf drei verschiedenen Ebenen statt.
Das Zusammenspiel dieser drei Ebenen wird hier als die Trialogische Begegnungsform vorgestellt.
Dabei machen wir uns in einem ersten Schritt unsere unbewusst ablaufenden Gedankenmuster bewusst und üben uns darin, sie durch innere Willensbildung und moralische Impulskraft umzugestalten.
Diese Arbeit kann auf gewisse Weise auch als Umwandlungsarbeit am eigenen Doppelgänger begriffen werden.
Was wir innerlich an mitgebrachten Lebensthemen und karmischen Veranlagungen in die Begegnung tragen, bekommt in der Trialogischen Begegnungsform ein Stück weit Raum, sich zu lösen und vielleicht sogar Erlösung zu finden.
Wir machen die Erfahrung, wie es ist, wenn wir das Verhalten von Anderen bewusst als Spiegel von uns selbst betrachten und uns dadurch leichter selbst erkennen und von Mustern befreien können, die uns unnötig einschränken.
Wir können neue Wertschätzung und Dankbarkeit für unsere Mitmenschen gewinnen, wenn wir erkennen, dass wir mit ihrer Hilfe das sehen, was wir ohne sie nicht sehen könnten. Wir entdecken dabei auch die Möglichkeit, Konfrontationen als konstruktives Erleben zu gestalten. Zusätzlich gewinnen wir eine neue Wertschätzung für die Qualitäten unseres Gegenübers, die wir sonst, in unserer persönlich gebundenen Sympathie oder Antipathie, übersehen hätten.
Auf diese Weise ist eine neue Ebene von Begegnung und innerer sowie äußerer Transformation möglich, in der persönliche Trigger und Widerstände weder abgelehnt noch psychologisiert, sondern konstruktiv für unsere persönliche Transformation genutzt werden.
So schaffen wir neue Mehrwerte für die Potenzialentfaltung jedes Einzelnen und bilden ein anderes Klima der Freiheit und Verbindung in unseren Begegnungen und in unserem Denken.
Die Übungen regen auf diese Weise auch die moralische Initiative in uns an, wodurch unser Denken, Fühlen und Wollen erkraften und sich in neuer Freiheit entfalten kann.
Durch einen erweiterten Gestaltungsspielraum im bewussten Bilden eigener Gedanken, durch erweiterte Selbsterkenntnis und durch das Erleben gemeinschaftlicher Arbeit gewinnen wir Licht und Wärme sowohl für uns als auch für die geistige Welt.
Die durch die Trialogische Begegnungsform eingeübte Haltung bietet eine gute Grundlage, um weitere Begegnungsformen zu gestalten, z. B. zur Auseinandersetzung mit ahrimanischen und luziphärischen Kräften, oder zur Annäherung an eine manichäische Lebenskunst.
Diese aktuelle Eröffnungsskizze der Trialogischen Begegnungsform in einem anthroposophischen Kontext umfasst drei Positionen.
Grundsätzlich kann an den Inhalten aller drei Positionen unabhängig geforscht werden. Die Form ist nicht abgeschlossen und lädt zum Mitgestalten ein.
1. Ein Gesprächskreis im Zentrum als Begegnungsebene im gegenwärtigen Miteinander
2. Eine seelisch/geistige Übungsebene mit gestischem Ausdruck in vertiefter Selbstreflexion im Umkreis des Gesprächskreises, sowohl zu mir selbst hin als auch innerhalb der Trialogischen Begegnungsform, eine vermittelnde Brücke zwischen Gesprächskreis und äusserem Zuschauerkreis bilden.
Die Wahrnehmungs- und Umwandlungsübungen werden auf dieser zweiten Ebene durch Selbstbeobachtungen über die jeweiligen Aktivitäten und Qualitäten von der Empfindungsseele, zur Verstandes- oder Gemütsseele bis zur Bewusstseinsseele geführt.
Eine nähere Beschreibung dazu folgt im nächsten Abschnitt.
3. Auf der dritten Position finden wir uns zu einer kontemplativen Haltung ein, aus der heraus wir die Gesten betrachten, die in der zweiten Position der Trialogischen Begegnungsform ausgeführt werden. Eine meditativ-kontemplative Ebene, die in einer michaelischen Andachtsübung von aussen auf die Freiheit derjenigen achtet, die (in der zweiten Ebene) ihre persönlichen Impulse in Gesten umwandeln und ausdrücken.
Auf dieser dritten Position wird folgende Frage gestellt: „Welche Verkörperung und welche Bewegungen der Freiheit kann ich sehen?“ Aufgabe ist es, mit diesem Fokus auf der Freiheit der Menschen zu verweilen.
Die Positionen der drei Ebenen (Gesprächskreis, seelengestische Begegnungsform und kontemplativer Zuschauerkreis) können im Rotationsprinzip gewechselt werden.
Durch den Perspektivenwechsel kann ein tieferes Verständnis über die Wechselbeziehungen zwischen und Verantwortlichkeiten innerhalb der drei Ebenen gewonnen werden. Der Puls des Wechsels und die Weise der Rotation können an die jeweilige Feier individuell angepasst werden.
Eine konkretere Beschreibung dieser Aufführung könnte sich wie folgt gestalten:
Die Position 1, innerhalb der Trialogischen Begegnungsform, wird als „Gesprächskreis“ bezeichnet. Sie besteht aus einem lebendigen Gespräch und befindet sich in der Mitte der Trialogischen Begegnungsform.
Je nach Intention der Anwesenden wird dort eine gemeinsame Fragestellung besprochen, ein meditativer Inhalt fokussiert, eine künstlerische Aktion aufgeführt oder eine feierliche Andacht abgehalten.
Alle sollten dabei darauf achten, dass nicht vom Thema abgewichen wird, bzw. immer wieder zum Thema zurückgefunden wird.
Gleichzeitig soll dabei möglichst bewusst gehalten werden, dass es noch zwei andere Ebenen gibt, auf denen Menschen tätig sind.
Bei den gemeinsamen Gesprächen kommt es mir vor allem darauf an, dass wir ein umsichtiges, wertschätzendes Denken miteinander kultivieren und dass wir selbstständig und durch die Kraft innerer Einsicht lernen, gewissens-kräftig und mitfühlend mit dem Potenzial unseres Denkens umzugehen.
Im Gesprächskreis werden verschiedene Meinungen ausgetauscht und die Begegnungen zwischen den Menschen werden durch Sympathie und Antipathie mitbestimmt. Wir nehmen einander als Individuen wahr und öffnen den Raum für das Gegenüber.
Auf Position 2, auf der zweiten Ebene, verarbeiten die Teilnehmer ihre Eindrücke, die durch die Beobachtung des Gesprächskreises entstehen.
Z. B.
– Thema, das besprochen wird
– Umgang im Miteinander
– Atmosphäre im Raum
– Beteiligung von Zuschauern
– … Die Aufgabe ist dann in einem weiteren inneren Schritt, Gefühlsregungen wahrzunehmen, die sich in uns als Reaktion auf das Fokussierte bilden. Dabei machen wir uns die erfüllten und unerfüllten Bedürfnisse bewusst, die hinter unseren Gefühlen liegen.
In einem nächsten inneren Bewusstseinsschritt wird nun das vorgefundene Bedürfniss von meinem persönlich gebundenen Vorstellungsleben gelöst und ich gestalte über eine Seelengeste das Bedürfniss so aus, wie es sich mir darstellt als ideeler Entwicklungswert, der uns Menschen insgesamt zugutekommt.
In der zweiten Position, der Trialogischen Begegnungsform, werden die Eindrücke nicht mehr wie im Gesprächskreis unmittelbar ausgedrückt und miteinander ausgetauscht, sondern innerlich transformiert. Es findet eine bewusste Auseinandersetzung und ein achtsames Begleiten der persönlichen Eindrücke im Inneren der Teilnehmenden statt.
Persönliche Bezüge zu den Eindrücken werden ergründet – in ihrer Ursächlichkeit geklärt und durch innere Entschlusskraft transformiert und in Form von Gebärden (Seelengesten) ausgeführt.
Der daraus entstehende Ausdruck kann sich zu einem höheren Bild formen – und dadurch selbst zu einem neuen Eindruck werden.
Konkret wird die Seelengeste wie folgt ausgeführt:
Die aus dem Gesprächskreis hervorgerufenen Gefühle werden als Wegweiser zu erfüllten oder nicht erfüllten Bedürfnissen gedeutet. Die erkannten Bedürfnisse werden in Form einer spontanen, individuellen Geste möglichst unabhängig vom aktuellen Kontext zum Ausdruck gebracht.
Ziel ist es, durch die Anwendung der bedürfnisorientierten Seelengesten die Umwandlungsarbeit mit den akut auftretenden und bewertenden Gefühlen so zu gestalten, dass eine Haltung, eine Gegenwart miteinander entwickelt werden kann, die weder verurteilend noch von Erwartungen geprägt ist. Aus dieser inneren Haltung heraus öffnet sich für den Gesprächskreis ein freies Feld der Wahrnehmung.
Dieses Ideal findet sich auch in der Grundmaxime der freien Menschen bei Rudolf Steiner: «Leben in der Liebe zum Handeln und Lebenlassen im Verständnis des fremden Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen.» Wir sehen die Welt nicht nur, wie sie ist, sondern auch, wie wir sind. Eine mögliche Grundhaltung lautet daher: «Erst dank des anderen Menschen kann ich für mich selbst erwachen.»
Dabei werden die Empfindungsseele, die Verstandes- oder Gemütsseele und schließlich die Bewusstseinsseele in ihren einzelnen Qualitäten wahrgenommen.
Über die Empfindungsseele empfangen wir unmittelbar Eindrücke aus dem Inneren des Gesprächskreises. Daraus können affektartige Ersteindrücke bewertender Prägung entstehen
Sympathische oder antipathische Eindrücke können mithilfe der Verstandes- oder Gemütsseele weiter gefasst, benannt und zugeordnet werden.
Sie weisen auf erfüllte oder unerfüllte Bedürfnisse hin. In der bewussten Zuordnung der Gefühle zu den dahinterliegenden Bedürfnissen eröffnet sich ein innerer Wandlungsraum. Gefühle werden so als Richtkräfte erlebbar, die nicht isoliert stehen, sondern immer auf Bedürfnisse verweisen.
Ist ein Bedürfnis erkannt, geht es darum, nicht für sich selbst, sondern für das Bedürfnis als solches ein inneres Verständnis zu entwickeln. Wenn dies gelingt, kann dieses Verständnis in Form einer Seelengeste – etwa mit den Händen – sichtbar gemacht werden. Die Herausforderung besteht darin, die Geste nicht zur Erfüllung eigener Erwartungen oder Wünsche zu verwenden, sondern das Bedürfnis, möglichst frei und unabhängig darzustellen.
Dieser Schwellenschritt – vom eigenen, selbst geführten Suchen-wollen hin zum Sich-finden-Lassen in einer Seelengeste – bildet ein zentrales Erlebnismoment für das Vermögen, eine solche Seelengeste überhaupt hervorzubringen.
In der inneren Zuneigung zu dem eigens geklärten Verhältnis – in der Geste des erkannten Bedürfnisses – kann jeder Teilnehmer den Keim eines wahrhaft selbstgewollten geistig-seelischen Ausdrucks im Sinne des Wahren, Schönen und Guten entdecken.
Wenn das Bewusstsein für die fortdauernde Existenz eines Bedürfnisses – jenseits der akuten Betroffenheit – zu erwachen beginnt, öffnet sich eine neue seelisch-geistige Beziehungsebene. Diese kann als tiefer liegende Ursachenschicht erfahren werden, die das Gemüt stärkt und in Übereinstimmung mit dem Ich und der Bewusstseinsseele bewusst erlebbar wird.
Die Teilnehmer können sich auf dieser zweiten Ebene in der Gleichzeitigkeit des Ausdrucks erleben – individuell als Träger des Erlebens, und zugleich in einem gemeinsamen, abgestimmten Beziehungsraum. Dies kann bereits heilsam und befreiend auf den Gesamtprozess im sozialen Organismus der Trialogischen Begegnungsform wirken.
Dabei erkennen wir: Wir stehen nicht nur in Beziehung zum Gesprächskreis, sondern auch zu uns selbst. Obwohl wir scheinbar gemeinsam denselben Prozess beobachten, wird uns bewusst, dass wir durch ihn auf uns selbst zurückschauen. So erleben wir, dass wir alle Themen, die durch äußere Eindrücke in uns angestoßen wurden, als Seelengesten verwandeln und als Frucht innerer Ich-Tätigkeit verstehen und gestalten können.
So umschließt die zweite Ebene den Gesprächskreis wie eine durchlässige Membran: Sie nimmt die Eindrücke auf, wirft sie jedoch nicht mit Erwartungen, Urteilen oder Ansprüchen zurück. Vielmehr gestaltet sie diese durch innere Aktivität neu.
Nachdem wir die Eindrücke aus dem Gesprächskreis sowie die damit verbundenen Gefühle und Bedürfnisse wahrgenommen haben, geht es nicht darum, diese für uns erkannten Bedürfnisse in Erfüllung bringen zu wollen. Vielmehr soll die Seelengeste dazu dienen, den verschiedenen Bedürfnissen, die wir ja einerseits auch miteinander teilen, eine Sichtbarkeit zu verleihen und unser Bewusstsein in Bezug auf die zuvor gebundenen Affekte des Fühlens zu erweitern. Das durch die Seelengeste gestaltete Erlebnisfeld zeigt uns, dass alle Teilnehmer aus der gleichen Gegenwart bewegt werden, uns jedoch innerlich verschiedene Themen beschäftigen. Durch den Willensentschluss zu einer Seelengeste wird unsere Bereitschaft sichtbar: Wir lassen uns nicht länger allein von der irdisch gebundenen Ich-Identität führen, sondern erleben uns in Ausrichtung durch ein gemeinsam getragenes, himmlisch wirken wollendes Ich bewegt.
So können wir uns selbst, durch eine ideelle, willensgeführte Beobachtung unserer Bedürfnisse, aus einem seelisch gebundenen Zusammenhang in einen geistig freien hinüberführen. Dadurch begegnen wir uns selbst in einem neuen Verhältnis – mit einem von uns erkannten Vermögen: dem Vermögen der freien Einsicht, die uns ein schöpferisches Mitbegleiten der Eindrücke ermöglicht.
So wird das unmittelbar seelisch gebundene Erleben in einem wertschätzenden Mehrwert vertieft und eingeübt. Mit der ausgleichenden Tätigkeit des Ich kann sich ein gefestigteres seelisches Gleichgewicht ausbilden
Wir konzentrieren uns dabei darauf, unser Denken in eine produktive und wertschätzende Richtung zu lenken und jegliche Bewertungen, die gegebenenfalls in uns aufkommen, vorerst ganz beiseite zu lassen.
In der ideell belebten Seelengeste wirkt die Essenz des Erlebnisbildens im Einklang, mit dem himmlisch wirken wollenden Ich. Dabei erfahren wir, dass wir aus den uns umgebenden Eindrücken eine selbstbestimmte Richtkraft und eine vertiefte Selbsterkenntnis schöpfen können.
In diesem Zusammenklang von Selbsterkenntnis und Erkenntnis der Außenwelt erlebt sich unser Wesen in einer Vereinigung mit der Welt.
In der befreienden Darstellung der Bedürfnisse können wir das Ich und in der Bewusstseinsseele wahrnehmen, und wie diese Kräfte im Dienst des Wahren, Schönen und Guten ihren Daseinswert haben.
Als Mensch teilen wir alle dieselben Bedürfnisse und sind alltäglich durch verschiedene Notwendigkeiten und Strategien damit verbunden.
Auch für den Blick auf den anderen Menschen kann das Bewusstwerden im Ausdruck der verschiedenen Bedürfniswege eine neue Richtkraft im Denken bilden.
Manchmal erleben und erleiden wir die Konsequenzen des Übersehens einzelner Bedürfnisse und des Mangels an Mitgefühl oder Empathie für die Bedürfnisse anderer Menschen.
In einem unbewussten Streben nach der Erfüllung vereinzelter Bedürfnisse wirken auch die Widersachermächte in uns.
Aus freiem Entschluss wollen wir uns innerhalb dieser Wahrnehmungsübung unseren Bedürfnissen zuwenden, uns für einen Moment von unserer persönlichen Verhaftung mit ihnen lösen und sie in ideeller Anschauung durch die Ermittlung einer Seelengeste im Daseinswert dem Guten hingeben.
Verschiedene seelische Veredelungsprozesse können wir durch die Ausübung der trialogischen Begegnungsform zu gemeinsamen Erfahrungswerten bilden: im Staunen über die erlebten sozialen Zusammenklänge, im Beobachten, wie sich eine Frage im Begegnungsprozess zu einer Antwort wandelt, in Stimmungen der Verehrung, die aus einer stillen Einsicht miteinander entspringen, im gewissenskräftigen Mitgefühl des Mit-Erlebens, wie andere Menschen ihren Weg zum freien Ausdruck finden, und schließlich in der Ergebenheit, die sich in der eigenen schöpferischen Tätigkeit des Gestaltens einer Seelengeste immer wieder auf neuen Wegen offenbart.
Mit dem Aufbau der Trialogischen Begegnungsform wollen wir die Potenziale unserer Gedankenkraft und unseres sozialen Miteinanders entwickeln und diese unmittelbar als gestaltende Kräfte erfahren.
Die gemeinsamen Fragefelder geben uns einen Anlass, um zusammenzukommen und können uns Material sein, an dem wir uns entwickeln. Die Themen und Fragen stehen zwar in gewisser Weise im Fokus unserer Beschäftigung, stellen aber nicht wirklich den Mittelpunkt oder das Ziel unserer Beschäftigung dar.
Mittelpunkt und Ziel der Auseinandersetzung bilden die Beziehungen, die sich dabei finden.
Indem wir uns gemeinsam mit den hier gesammelten Themen und Fragen beschäftigen, bauen wir nicht nur jeweils ganz persönliche Beziehungen zu den Inhalten auf, sondern auch neue Beziehungen zu uns selbst. Darüber hinaus werden auch die Beziehungen zu der mitwirkenden Gemeinschaft und neue Beziehungen zu unseren Mitmenschen ganz generell vertieft.
Es können dabei neue Denkgewohnheiten gebildet und neue Bezüge zu den Themen untereinander hergestellt werden. So finden wir auch unter den einzelnen Themen und Fragen immer wieder neue Beziehungen und Zusammenhänge, die wiederum neue Fragen aufwerfen und uns zu thematischen Neuanfängen inspirieren.
Ziel ist hier also nicht die Beantwortung all unserer Fragen, sondern eine entwicklungsfördernde Gestaltung unseres Miteinanders, bei der wir miteinander bei uns und im Prozess des Fragens und Denkens selbst ankommen. Wir üben dabei eine Haltung ein, in der wir bewusst unser Denken reflektieren, unser Zusammenkommen gestalten und uns Neuanfängen öffnen.
Erweiterte Erläuterung zur 2. Position – „Bedürfnisorientierte Seelengesten“:
Wenn wir auf den Gesprächkreis schauend, andere Menschen erleben, entsteht in uns ein Eindruck oder ein Nachbild im Inneren. Diesem Nachbild wollen wir besondere Achtsamkeit schenken.
Durch das Seelische ausklingen lassen eines Eindruckes, kann ich die Gefühle auch als Brücke, als Wegweiser zu einem Bedürfnis wahrnehmen lernen. In der aktiven Denktätigkeit, einer klärenden Untersuchung der Bedürfnisse, findet auch ein Wandel in der Bewusstseinszentrierung von „Irdisch verwirklichtem Ich“ hin zu einem „Himmlisch wirken wollenden ‚Ich“ statt.
Indem ich mich den, an dem Gesprächskreis entzündeten, Nachbildern, mit meinen eigenen Gefühlen auseinandersetzte, kann ich untersuchen, welches nicht erfüllte oder erfüllte Bedürfnis hinter einer bestimmten Gefühls- und Stimmungskonstellation erscheint. In willens kräftiger Hinwendung kann dabei ein begriffs-bildnerisches Erfassen des jeweiligen Bedürfnisses, eine Bewertungszentrierung innerhalb des eigenen Seelenlebens lösen und ein freier Entwicklungsraum des Ichs durch die Ausführung der bedürfnisorientierten Seelengeste erlebt werden.
Das Aufleuchten der Gemütskräfte durch die ausführende Geste könnte auch als Seelenlicht in einer Anreicherung im Weltenäther begriffen werden. Je nach Qualität der Ausführung kann dieser durch das Ich geführte, reinigende Vorgang im eigenen Seelenleben auch als eine Substanzentwicklung zum Geistselbst gesehen werden.
Bei den gemeinsamen Gesprächen kommt es mir vor allem darauf an, dass wir ein umsichtiges, wertschätzendes Denken miteinander kultivieren und dass wir selbstständig und durch die Kraft innerer Einsicht lernen, gewissens-kräftig und mitfühlend mit dem Potenzial unseres Denkens umzugehen.
Deshalb ist es wichtig, auf allen drei Ebenen darauf achten, die menschlichen Qualitäten der Mitanwesenden dahingehend im Bewusstsein zu haben, auf dass wir die Gemütswärme heranbilden und eine entsprechende Stimmung erzeugen und bezeugen können.
„Die Bewegung kommt zustande durch eine Provokation, durch eine Einweihung, durch eine Initiation zum Zwecke der Bewegung.(...) Es ist also das Auferstehungsprinzip: die alte Gestalt, die stirbt oder erstarrt ist, in eine lebendige, durchpulste, lebensfördernde, seelenfördernde, geistfördernde Gestalt umzugestalten. Das ist der erweiterte Kunstbegriff."
Joseph Beuys
Hintergründe
Durch die Anwendung der Trialogischen Begegnungsform kann ein praktisches Verständnis, für die verschiedenen Qualitäten der geistigen Hierarchien, der Michaelischen Tugend sowie für den Christusimpuls entwickelt werden.
Mein Interesse an einer Pflege des erweiterten Kunstbegriffes nach Joseph Beuys und an einem zeitgemässen Ausdruck sozialplastischer Begegnungskunst hat mich zum Studium der Geisteswissenschaft von Rudolf Steiner geführt. Im Aufbau von sozialplastischen Begegnungsformen wie auch im Hinblick zu einem Michaelfest sind mir geisteswissenschaftliche Stimmungs- und Sinnbilder von grosser Bedeutung.
So fand ich zum Beispiel in den geisteswissenschaftlichen Entwicklungsbildern, wie sie in der „Evolution im Gesichtspunkte des Wahrhaftigen“ beschrieben sind, Taten aus der geistigen Welt, die innerhalb der Andachtsfeiern auf künstlerischer Weise widerspiegelt werden können.
Wie die Geister des Willens ihre Willens-Substanz als Wärme geopfert haben, während der alten Saturnentwicklung,
kann während der Aufführung an dieses Geschenk im Vermögen der eigenen Willenskraft gedacht werden. Wie damals die Throne das Beste von sich aus hingegeben haben, um es als Opfer den Cherubim darzubringen, können wir auf den drei Positionen, mit einem wertschätzenden Denken, schöpferisch tätig werden.
So wie die schenkende Tugend auf der alten Sonne, die Weisheit zurückstrahlte und das Innere der Sonne durchleuchtete, können wir aus dem äusseren Zuschauerkreis mit Fokus auf die sich verwirklichende Freiheit während den Übungen der Trialogischen Begegnungskunst unser Gemüt leuchten lassen; sei es im Aufnehmen von neuen Impulsen und Anfängen, die sich durch die Taten der Seelengesten ereignen, sei es durch ein umsichtiges Gewahrsein, für die individuellen Gemüts-befreienden Klärungsprozesse, die sich durch das Ausführen der bedürfnisorientierten Seelengesten zeigen.
Wie auf dem alten Mond auf das Opfer der Throne durch die Cherubim mit schöpferischer Resignation reagiert wurde, können wir in Anwendung der Trialogischen Begegnungsform, auf die sehnsuchtsvollen Reflexe, dem Drängen persönlich gebundener Bewertungen oder dem automatischen Ausführen unmittelbaren Reaktionsmuster im Fühlen, resignieren und verzichten lernen.
So werden die Gefühle zwar an dem Gesprächskreis entzündet, aber in innerer Verortung, selbsttätig auf dem Schauplatz der eigenen Seele umgewandelt. Die in Erregung kommenden Gefühle können über ein willenskräftiges Denken in Klarheit und Verständnis beruhigt werden.
Durch die selbstschöpferische Mitwirkung im Umgang mit dem eigenen Denken kann nicht nur eine moralische Erkraftung entstehen, sondern zugleich eine Steigerung jener Verehrungskräfte, und Ergebungsoffenheiten, die in uns neue Zugangswege zur geistigen Welt hin öffnen vermögen. Auch können wir mit der Trialogischen Begegnungsform einüben lernen, die im Seelenleben auftretenden antipathischen Reflexe zu verwandeln – indem wir uns in sympathischer Hinwendung über die Wogen der Gefühle dem Quellgrund der Bedürfnisse zuwenden lernen. Auf diesem Weg lernen wir, unsere Eindrücke neu zu rhythmisieren und sie in erweiterte, wertschätzende Wahrnehmungen zu verwandeln. Eine solche von innerer Zuversicht ergänzte, Ich-stärkende Willensbildung gehört mit zu den inneren Zielbildern, die im Aufbau eines Michaelfestes neue Wege eröffnen können.
Innere Aspekte der Saturn-Verkörperung der Erde
Auf der zweiten Position, der Trialogischen Begegnungsform, können wir den Verzicht eines reflexartigen Abspielens von eigenen Urteilsgewohnheiten einüben. Es ist vorstellbar, dass sich das bewertungsfreie Beobachten dieser bedürfnisorientierten Gesten aus der Zuschauerposition heraus als Wärme bildender Eindruck erleben lässt.
Innere Aspekte der Sonnen-Verkörperung der Erde
Die Qualitäten des alten Sonnenraumes können innerhalb des Gesprächskreises, im gemeinsamen Streben nach Wahrheit, erlebt werden. Durch die Begleitung des Gesprächskreises durch die Übungen der seelengestischen Ebene und durch den Freiheitsfokus des Zuschauerkreises kann eine, aus dem Umkreis zurückstrahlende schenkende Hingabe, eine offene Gesprächsatmosphäre unterstützen.
Innere Aspekte der Mond-Verkörperung der Erde
Sehnsuchtsvolle Seelenwogen können wir durch die Kraft der Zurückhaltung der eigenen persönlichen Bewertungsaffekte, während wir die Trialogische Begegnungsform ausführen, in Ruhe umwandeln. In der fortlaufenden Bewegung von verschiedenen Denkbewegungen hin zu neuen Sinnbildern, kann auch ein Bewusstsein für die Kräfte und Wesen entwickelt werden, die hinter den von mir erzeugten Sinnbildern präsent sind.
Die hier vorgestellten Verinnerlichungswege der kosmischen Vorverkörperungen unserer Erde, wie sie innerhalb einer Andachtsfeier von uns miterlebt werden können, stellen kein von vornherein gegebenes Feld dar, es kann jedoch unter gemeinsam tätigem Wirken zu einem Ereignis werden. Die individuelle Vermögensfrage dafür kann auf verschiedenen Ebenen gefunden und zusammengetragen werden.
All diese Erlebnisschichten können in Andacht zu den geistigen Hierarchien natürlich auf verschiedenen Wegen weiter vertieft werden.
Hintergründe zur sozialen Plastik
Die Ebenen von Gesprächskreis, bedürfnisorientierten Seelengesten und Umkreiserleben des Zuschauerkreises, können auch als Organe innerhalb einer sozialen Plastik verstanden werden.
Wenn ich diese Organe geisteswissenschaftlich unter das Licht ideeller Gleichnisse stelle, so würde ich den Gesprächskreis als die Sonnensphäre, die darum herum bewegenden bedürfnisorientierten Seelengesten als die obersonnigen, von Rudolf Steiner als sogenannte menschenbefreiende Planetensphären und den äusseren Zuschauerkreis als die Fixsternsphäre ansehen wollen.
Der Gesprächskreis würde, in dem Gleichnis mit der Sonnensphäre, eine Andacht auf ein umsichtiges Empfangen und Miterleben von Strömungen aus dem Umkreis bilden. Wie Joseph Beuys davon spricht, dass das Herz keine Pumpe ist, sondern die Herzbewegung das Ergebnis einer lebendigen Zirkulation darstellt, so spricht Rudolf Steiner davon, dass auch die Sonne nichts anderes darstellt als das Ergebnis des ganzen Planetensystems.
Am umkreisorientierten Formaufbau wie durch die verschiedenen Aufgaben und Übungen, die jeweils spezifisch vom Gesprächskreis, zur mittleren Begegnungsform bis zum Umkreis des Zuschauerkreises angelegt sind, liegt eine für unsere Bewusstseinsseelenzeit neue Art zu denken, mit berücksichtigt vor.
Wenn man so will, kann man die Ebenen innerhalb der Feier auch in Bewegung eines Kreislaufes eines sozialplastischen Organismus denken. Auf der Klärungsebene, können vergleichsweise dem Verdauungstrakt eines sozialen Organismus, die obersonnigen Planeten mit dem Saturn der Milz, dem Jupiter der Leber und dem Mars der Galle zugeordnet werden.
Als individuelle Klärung, Reinigung der Eindrücke des Gesprächskreises wäre dabei die seelengestische Begegnungsform in der Mitte angedacht.
Aus dem Umkreis des äusseren Zuschauerkreises würden wiederum durch Bewusstseins-anreichernde Andachtsübungen eine Atmosphäre erzeugt, die wiederum eine Inspiration für den Gesprächskreis schenken kann.
Genauso wie ein Organ nicht nur für sich selbst, sondern im wechselseitigen Zusammenspiel mit anderen Organen Sinn macht, sind die vorgestellten Ebenen in ihrem Sinnzusammenhang zu verstehen. So kann auf allen drei Ebenen ein wertschätzendes, michaelisches Denken entwickelt und verwoben werden.
Die drei Positionen der Aufführung finden gleichzeitig statt, unterstützen sich wechselseitig in ihrem Streben und bilden einen energetischen Ausgleich füreinander.
„Denken ist bereits Plastik"
Jospeh Beuys
Aktuelle Einladung
Um solche Gedanken in Richtung eines Michaelfestes weiter lebendig werden zu lassen, möchte ich es gemeinsam mit euch besprechen und weiter entfalten, sodass die Idee sich weiter wandeln und entwickeln kann.
Denn es braucht das Miteinander bei der Weitergestaltung und Umsetzung, um dem sozialen Aspekt des lebendigen Denkens gerecht zu werden.
Die Umsetzung dieses Ideals der Zusammenkunft und das Erstellen gemeinsamer Denkbilder sind etwas, was in unseren jeweiligen nächsten ersten Schritten begründet und geübt werden kann. Dadurch können weitere Bausteine von den neuen Mysterien, den Mysterien des Willens und der Gestaltung des sozialen Lebens, gefunden werden.
Alle, die mit ihrem Wissen oder mit einem allgemeinen Interesse an den hier gesammelten Entwicklungsimpulsen etwas mitgestalten möchten, sind herzlich zu einem Gespräch eingeladen.
Ich vertraue darauf, dass die weiteren Gestaltungsschritte aus unserem Miteinander entstehen und wir aus dem jeweils gegenwärtig, konstellativen Feld heraus Entschlusskraft für weitere Werdeprozesse schöpfen können.
Ich freue mich in einem gemeinsamen Gespräch auf direkte Fragen oder Impulse.
Herzlich, Dominique Preg
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